Tanzende Popel
Heute beschäftige ich mich mit der alljährlichen deutschen Casting-Show „Das Supertalent". Mehr oder weniger talentierte Menschen aus aller Welt, vorwiegend aber Deutschland, bewerben sich hier tanzend, singend, furzend (!), zaubernd oder akrobatisch um den Titel. Unter den drei Juroren sitzt Dieter Bohlen, der dieses Format erfunden zu haben scheint (tatsächlich ist es wohl ein Import aus irgendeinem anderen Land, wie die Millionenshow und so viele andere Sendungen auch). Jedenfalls gibt er sich so: Präpotent, allwissend, zuweilen mit großem Herzen, insgesamt ein richtiger Kotzbrocken. Und wöchentlich verblödet hier die deutsche (und Südtiroler) Durchschnittsfamilie. Zum Glück schaut niemand, der etwas auf sich hält, dieses Format. Ich ja auch nicht, ich schreibe nur eine Kolumne darüber (zwinkerzwinker). Mein Fazit zu der Sendung (die ich nicht schaue): So ein Sch--- (hups, jetzt hätte ich mich fast auf das Niveau der Sendung begeben). Dennoch lässt mich ein Gedanke seit geraumer Zeit nicht los. Und deshalb erfülle ich mir jetzt einen vorweihnachtlichen Wunsch: Ich stelle mir vor, dass ich mit einem von mir komponierten Stück, interpretiert von einem Ensemble für Neue Musik, in Dieter Bohlens Show auftrete. Et voilà. (Dieters Antworten wurden von tatsächlichen Reaktionen des „Pop-Titanen“ in der Show übernommen und leicht adaptiert).
Wir sind am Ende meines Stücks, das Ensemble hat unter der Leitung der Komponistin mit großer Musikalität und Konzentration wirklich seht gute Arbeit geleistet.
Dieter: „Ihr trefft weder die Töne, noch habt Ihr ein Rhythmusgefühl. Wenn Ihr bei mir im Keller spielen würdet, würden die Kartoffeln freiwillig geschält nach oben kommen.“
Musikerin 1: „Aber das steht so in der Partitur! Das sind Viertel- und Sechsteltöne, sie beruhen u.a. auf der Obertonreihe. Es war sehr schwer, die so exakt zu treffen! Und wir sind nicht unrhythmisch, das Stück ist polyrhythmisch konzipiert!“
Dieter: „Klingt trotzdem sch---. Das Stück ist von Dir? Kompliment, damit bekommst du einen Behindertenparkausweis (!).“
Manuela: „Aber Herr Bohlen, das ist eine spektrale Analyse eines oszillierenden Gehirns, mit klanglicher Nachempfindung des neuronalen Informationstauschs!“
Dieter: „Das ist mir sch--- egal, das klingt wie Darmverschluss.“
Musiker 2: „Aber wissen Sie, wie lang wir geprobt haben?“
Dieter: „Ihr könnt ja damit auf einem Kindergeburtstag auftreten, da beschmeißen Euch die 5-Jährigen mit Bauklötzen. Ne Steigerung wär nur, wenn Eure Popel tanzen könnten.“
Musiker 3: „Wir haben alle studiert und uns spezialisiert. Da können Sie uns doch nicht so behandeln.“
Dieter: „Bei mir schauen Millionen zu, bei Euren Konzerten sind mehr Leute auf der Bühne als im Publikum. Ihr trefft keinen Ton und aus meinem A--- klingt es besser als aus euren Instrumenten. Ihr seid wirklich absolut unmusikalisch. Das ist kein Auftritt, das ist ein A---tritt. RAUS!“
Black, Abtritt.